Künstliche Intelligenz im öffentlichen Sektor: Die Zukunft der Beamten und Angestellten in Deutschland | Fieldfisher
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Künstliche Intelligenz im öffentlichen Sektor: Die Zukunft der Beamten und Angestellten in Deutschland

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I. Einleitung

In den letzten Jahren hat sich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in den verschiedensten Branchen weltweit rasant entwickelt. Die Technologie hat das Potenzial, viele Aspekte des täglichen Lebens und der Arbeitswelt grundlegend zu verändern. Auch im öffentlichen Sektor in Deutschland spielt KI eine immer größere Rolle. Doch noch nehmen viele Artikel nicht in den Blick, welche Auswirkungen diese Entwicklung auf die Beamten und Angestellten des öffentlichen Diensts haben wird.

In diesem Artikel soll untersucht werden, welche Rolle Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst in Deutschland zukünftig spielen werden, wenn verstärkt KI eingesetzt wird, wie diese den öffentlichen Sektor und alle daran Beteiligten unterstützen kann und wie man sich idealerweise auf diese Veränderungen einstellt.
 

A. KI im öffentlichen Sektor: Aktuelle Anwendungsgebiete

Bevor wir uns der zukünftigen Rolle der Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst via potenzieller KI-Unterstützung widmen, wollen wir zunächst einen Blick auf die aktuellen, bereits vorhandenen Anwendungsgebiete von KI im öffentlichen Sektor werfen. Dazu zählen weltweit beispielsweise:

  • Automatisierte Entscheidungsfindung in der Verwaltung, soweit rechtlich zulässig (ansonsten: Automatisierte Entscheidungsvorbereitung)
  • Analyse und Prognose von Verkehrsaufkommen
  • Erkennung von Steuerbetrug
  • Optimierung von Infrastrukturprojekten
  • Früherkennung von Umwelt- und Naturkatastrophen
  • Verbesserung der Gesundheitsversorgung durch präzisere Diagnosen

Diese Beispiele für bereits bestehende Anwendungsgebiete zeigen, dass schon heute ein bedeutender Teil durch KI-Unterstützung absolviert wird.

Aber es sind nur einige wenige Beispiele für mögliche Anwendungsbereiche von KI im öffentlichen Sektor. Die Entwicklung steht erst am Anfang. Viele weitere Anwendungsbeispiele werden folgen.
 

B. Die Zukunft der Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst

1. Veränderung der Arbeitsinhalte

Mit der zunehmenden Implementierung von KI-Technologien werden sich die Arbeitsinhalte von Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst grundlegend verändern. Einerseits werden repetitive und zeitaufwändige Aufgaben in Form von geistigen Routinetätigkeiten automatisiert, was die Effizienz und Effektivität der Verwaltung erhöhen, aber nicht zuletzt auch für Entlastungen bei den einzelnen Beamten und Angestellten sorgen kann. Andererseits werden neue, anspruchsvollere Tätigkeiten entstehen, die sich mit der Implementierung, Steuerung und Überwachung von KI-Systemen befassen. Dazu zählen beispielsweise die Konzeption und Umsetzung von KI-Projekten, die Bewertung von KI-Systemen im Hinblick auf ethische und rechtliche Aspekte sowie die Entwicklung von Strategien zur Nutzung von KI im öffentlichen Sektor.
 

2. Neue Anforderungen an Kompetenzen und Qualifikationen

Die Veränderung der Arbeitsinhalte wird in der Konsequenz auch zu neuen Anforderungen an die Kompetenzen und Qualifikationen von Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst im Rahmen des Einstellungsverfahrens führen. Neben grundlegenden IT-Kenntnissen werden dann zunehmend Fähigkeiten im Bereich der Datenanalyse, der Programmierung und der KI-Technologien relevant und langfristig unverzichtbar. Darüber hinaus werden auch interdisziplinäre Kompetenzen immer bedeutender, da KI-Projekte häufig eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen erfordern.
 

3. Anpassung der Organisationsstrukturen und -prozesse

Um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden, müssen auch die Organisationsstrukturen und -prozesse im öffentlichen Dienst angepasst werden. Dazu gehört beispielsweise die Aufstellung neuer Abteilungen oder Teams, die sich gezielt mit KI-Themen befassen. Außerdem werden bestehende Prozesse und Arbeitsabläufe überprüft und gegebenenfalls angepasst werden müssen, um eine effektive Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI-System zu ermöglichen.
 

4. Weiterbildung und Qualifizierung als zentrale Herausforderung

Um die Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst auf die neuen Anforderungen vorzubereiten, ist eine umfassende Weiterbildung und Qualifizierung notwendig. Dazu gehören unter anderem Schulungen in den Bereichen Datenanalyse, Programmierung und KI-Technologien sowie interdisziplinären Kompetenzen. Daneben sollte die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen intensiviert werden, um den Wissenstransfer in beide Richtungen zu fördern.


5. Ethische und rechtliche Fragestellungen

Mit dem Einsatz von KI im öffentlichen Sektor gehen auch ethische und rechtliche Fragestellungen einher. Beamte und Angestellte müssen sich mit Themen wie Datenschutz, Diskriminierungsfreiheit und Transparenz von KI-Systemen auseinandersetzen. Dazu gehört auch die Entwicklung von Leitlinien und Richtlinien, die den Einsatz von KI im Einklang mit gesellschaftlichen Werten und rechtlichen Vorgaben gewährleisten. Hierbei spielt die Zusammenarbeit mit Experten aus Ethik, Recht und Technik eine entscheidende Rolle.
 

6. Die Rolle des Staates bei der Förderung von KI

Der Staat übernimmt eine zentrale Rolle bei der Förderung von KI im öffentlichen Sektor. Dazu gehört insbesondere die Bereitstellung von finanziellen Ressourcen für Forschung, Entwicklung und Implementierung von KI-Technologien. Darüber hinaus sollte der Staat Anreize für die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen schaffen, um Innovationen im Bereich KI voranzutreiben und attraktiv zu gestalten.
 

C. Chancen und Risiken des KI-Einsatzes im öffentlichen Sektor

Der Einsatz von KI im öffentlichen Sektor bietet wie dargelegt vielerlei Chancen, aber natürlich auch gewisse Risiken. Zu den Chancen zählen eine effizientere und effektivere Verwaltung, eine verbesserte Entscheidungsfindung und die Möglichkeit, neue Dienstleistungen und Angebote für Bürgerinnen und Bürger zu entwickeln. Gleichzeitig bergen KI-Systeme aber auch Risiken, etwa in Bezug auf Datenschutz, Diskriminierung und den möglichen Verlust von Arbeitsplätzen durch Automatisierung.

Um diese Risiken zu minimieren und die Chancen der künstlichen Intelligenz optimal zu nutzen, ist es notwendig, dass Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung und Überwachung von KI-Systemen einnehmen. Dazu gehört die Entwicklung von Strategien und Leitlinien, die den verantwortungsvollen Einsatz von KI sicherstellen, sowie die kontinuierliche Überprüfung und Anpassung von KI-Systemen im Hinblick auf ethische, rechtliche und gesellschaftliche Fragestellungen.
 

D. Fazit

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im öffentlichen Sektor wird die Rolle von Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst in Deutschland grundlegend verändern. Die Automatisierung von Routineaufgaben ermöglicht es, den Fokus auf anspruchsvollere Tätigkeiten zu legen, die sich mit der Implementierung, Steuerung und Überwachung von KI-Systemen befassen. Um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern, sind umfassende Weiterbildung und Qualifizierung, Anpassungen der Organisationsstrukturen und -prozesse sowie die Auseinandersetzung mit ethischen und rechtlichen Fragestellungen unerlässlich.

Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst werden zukünftig eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des KI-Einsatzes im öffentlichen Sektor einnehmen. Damit sie diese Rolle erfolgreich ausfüllen können, ist die kontinuierliche Weiterbildung und Anpassung an die sich ständig weiterentwickelnden KI-Technologien von größter Bedeutung. Nur so kann der öffentliche Sektor die Chancen, die KI bietet, optimal nutzen und gleichzeitig die damit verbundenen Risiken minimieren.
 

Über den Autor
Dennis Hillemann ist Fachanwalt für Verwaltungsrecht und Partner der Kanzlei Fieldfisher. Er berät im Verwaltungsrecht und Verwaltungsprozessrecht und berät an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Verwaltung. Er berät und publiziert zu Themen der Künstlichen Intelligenz und der Verwaltungsdigitalisierung.

 

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