The building blocks of a successful hydrogen project – Loick AG | Fieldfisher
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Insight

Bausteine für ein erfolgreiches Green Hydrogen Projekt in Deutschland

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Fieldfisher spricht mit Hubert Loick, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Loick AG, über die Erfahrungen seines Unternehmens mit dem Bau eines Wasserstoffprojekts in Thüringen, Mitteldeutschland.

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"Wir wollen eine Blaupause für den deutschen und internationalen Energiemarkt schaffen."

Bitte beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen und Ihr Interesse an Wasserstoff.

Die Loick AG ist ein aus der Landwirtschaft entstandener Betrieb, der sich auf die Veredelung nachwachsender Rohstoffe spezialisiert hat. Wir nutzen die Sonnenenergie zur Produktion von Erneuerbarem Strom und über die Photosynthese zum Anbau von Mais und Getreide, das wir dann als Biomasse für verschiedene Zwecke verwenden wie für die Herstellung von nachhaltigem Verpackungsmaterial, organischen Düngemittel, kreativen und nachhaltigen Kinderspielzeugen sowie für die Erzeugung von Biogas zur Kraftstoff und Strom- und Wärmeerzeugung.

Bei uns steht der Gedanke eines geschlossenen Kreislaufs im Vordergrund, bei dem es keinen Abfall, sondern nur Wertstoffe gibt. Wir haben intensive Erfahrung in der Herstellung von Biogas gesammelt, und daher war die Produktion von Grünem Wasserstoff ein logischer Schritt, insbesondere nachdem die Kosten für Solarstrom und Windenergie gesunken sind. Neben Wasserstoff stellen wir auch Biokraftstoffe nämlich Bio-LNG aus der Biogasproduktion her und wollen künftig das aus dem Biogas abgetrennete Co2 mit dem grünen Wasserstoff zu E-Fuels veredeln. Der Hauptantrieb für die Wasserstoffproduktion war also die wirtschaftliche Attraktivität von Solarstrom und Windstrom und mein langjähriges Interesse an der Entwicklung von Biokraftstoffen. Nachhaltigkeit ist ein zentrales Anliegen für mich, und wir sind bestrebt, alles, was wir in die Hand nehmen, effizient zu nutzen. Als mittelständisches Unternehmen sind wir selbst eng in unsere Projekte eingebunden, betreiben Forschung und entwickeln innovative Projekte. Großkonzerne schließen sich oft unseren Ideen an und setzen sie in größerem Maßstab mit ihrer Kapitalstärke um, wobei sie von den Erfahrungen des Mittelstandes und seinen Aktivitäten durchaus profitieren.

Bitte beschreiben Sie kurz Ihr(e) Wasserstoffprojekt(e).

Unser Wasserstoffprojekt in Thüringen, genauer gesagt in Bad Langensalza, ist ein sektorengekoppeltes Erneuerbare-Energien Vorhaben. In diesem Projekt haben wir Photovoltaikanlagen errichtet und planen auch den Ausbau dieser Erzeugungskapazitäten. Zusätzlich zu unseren PV-Anlagen befinden sich in unmittelbarer Nähe Windanlagen von unseren Projektpartnern. Dieser Standort wurde bewusst gewählt, da einerseits genügend Flächen für PV- und Windanlagen vorhanden sind und sich gleichzeitig in der Nähe ein Industriepark befindet mit energieintensiven Industrieunternehmen, die als potenzielle Abnehmer vor Ort dienen können. Sowohl Großunternehmen als auch Stadtwerke sind in der Region ansässig und können Gasleistungen vorhalten, die möglicherweise in der Zukunft genutzt werden können. Die Infrastruktur generell ist hier optimal, da Wasser-, Strom- und Wärmeleitungen bereits vorhanden sind. Die Stadtwerke fungieren zudem als Energielieferanten für die Bewohner. Das Bundesland Thüringen zeigt außerdem großes Interesse an der Weiterentwicklung dieser Technologie und der Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Wie schätzen Sie das Ausmaß und die Art der Wasserstoffchancen in Deutschland/Europa ein?

Die Wasserstoffchancen in Deutschland und Europa sind beträchtlich. Im Allgemeinen liegt ein Schwerpunkt auf dem Bereich Logistik, insbesondere im Hinblick auf den Einsatz von Wasserstoff in Lastkraftwagen und für nicht-elektrifizierte Bahnstrecken."

In Deutschland hat Wasserstoff eine große Bedeutung, da das Land keine eigenen nennenswerten Rohstoffe mehr hat, Wasserstoff aber als Energieträger anstelle von Erdgas oder herkömmlichen Kraftstoffen in verschiedenen Sektoren wie Mobilität (Aviation, Shipping, Güter-Transport-LKW), Stahlproduktion und Chemie stark zum Einsatz kommen wird. Darüber hinaus wird Wasserstoff in dezentraler Energieerzeugung auf kommunaler Ebene eine hohe Relevanz haben, um die Kommunen von den Energieimporten unabhängig und in ihrer Energieversorgung stabil zu machen. Während Kommunen Wasserstoff aus der Region beziehen können, werden große Konzerne meiner Meinung nach im Wesentlichen über Importe Wasserstoff in größeren Mengen beziehen was auch und insbesondere preislich motiviert sein wird.

In einigen EU-Ländern wie Spanien, Italien und Rumänien gibt es aufgrund der reichlichen Sonneneinstrahlung und der ausreichenden Flächen das Potenzial zur Schaffung von Energie-Hubs, also Areale im unmittelbaren Umfeld von Städten, in denen Erneuerbare Energie, Wasserstoff und Wärme zur Versorgung der Städte erzeugt werden. Die Energieerzeugung in diesen Ländern könnte erheblich sein, da auch PV-Module immer effizienter werden. Zum Vergleich, 1,5 Mio. kwH pro Hektar sind in den südlichen Ländern an Energieerzeugung möglich, während Deutschland nur auf 1 Mio. kwH kommt.

Wie einfach/schwierig war es für Sie, sich im deutschen/europäischen Regulierungsumfeld zurechtzufinden, um Ihr Wasserstoffprojekt voranzubringen?

Am Anfang war es eine Herausforderung, sich im deutschen und europäischen Regulierungsumfeld zurechtzufinden. Die Politik war anfangs skeptisch und schien für meine visionäre Idee noch nicht bereit zu sein. Trotzdem erhielt ich Unterstützung, da Innovation durch die Loick AG mit Erfolg in manchen Bereichen durchaus erwiesen war. Die Prozesse zur Genehmigung eines solchen Wasserstoffprojekts waren für die genehmigenden Behörden mit samt der damit verbundenen technischen Fachplanung, sehr neu und herausfordernd. Wir sind da zusammen auf Pionierarbeit gegangen. In Thüringen zeigte man jedoch guten Willen und Verständnis, das Genehmigungsbegehren im Rahmen der geltenden Vorschriften zu prüfen und zu genehmigen.

Die finanzielle Förderung über Förderprojekte gestaltete sich, muss ich sagen, als äußerst undurchsichtig und schwierig. Obwohl überall in der Politik von Fördergeldern und Ausschreibungen von Förderprogrammen gesprochen wurde, war es schwer, konkrete Förderprojekte zu finden. Ohne Berater wie das Fraunhofer oder unsere juristischen Berater wäre das fast nicht möglich gewesen. Wir haben auch nach Möglichkeiten gesucht, den Wasserstoff abzusetzen bspw. an die kommunalen Stadtwerke die großes Interesse hatten. So haben wir uns die Umstellung der kommunalen Versorgung auf Wasserstoff angesehen und ob diese gefördert wird.  Dabei stellten wir fest, dass Kommunen zwar in den Klimaschutzverträgen der Regierung als förderberechtigt benannt wurden, bei genauerer Prüfung jedoch nicht tatsächlich gefördert wurden. Das war eines der Beispiele, an denen man sieht, wie unklar und damit unsicher diese Materie oft noch ist. Unsere Berater von Fieldfisher haben uns die bestehende Regulatorik für Wasserstoff und insbesondere die Förderung und den Emissionshandel nähergebracht. Dabei wurde noch einmal mehr deutlich, wie komplex ein solches Projekt ist und dass man es mit qualifizierten Fachleuten, Vision und Mut umsetzen muss.

Im Gegensatz zu privaten Kapitalgebern, die positiv reagierten, zeigten sich Banken sehr zurückhaltend und sind noch heute wenig bereit, in das Risikoprojekt Wasserstoff zu investieren. Wasserstoffprojekte sind, damit sie in meinen Augen funktionieren können, auf staatliche Finanzierungen, am besten über Kfw-Investitionsprogramme mit niedrigen Zinssätzen und mit Haftungsfreistellung angewiesen. Besonders seitdem Ukraine-Krieg erkannten jedoch alle die Notwendigkeit und Akzeptanz von Wasserstoff als Energieträger und Speichergas. In meinen Augen sollten wir die Technologie für die Erzeugung von Wasserstoff (Elektrolyse) und seine Verwendung (Verdichterstationen, Tankstellen) stark unterstützen, um sie reifer und damit günstiger zu machen neben dem Umstand, dass wir die gesamte Regulatorik und Genehmigungsprozesse ganz stark vereinfachen müssen.

Haben Sie deutsche/europäische öffentliche Förderprogramme für Ihr Projekt in Anspruch genommen? Wenn ja, wie viel haben Sie erhalten und wie einfach/schwierig fanden Sie das Antragsverfahren?

Ja, wir haben ein deutsches öffentliches Förderprogramme für unser Projekt in Anspruch genommen. Konkret haben wir eine Förderung des PTJ erhalten, um Wasserstoff in der Mobilität zu nutzen. Dabei werden uns später 55% der Anschaffungskosten für den Elektrolyseur erstattet, unter der Bedingung, dass der Wasserstoff im Verkehrssektor eingesetzt wird. Darüber hinaus erhielten wir Fördermittel für die Anschaffung von zwei mobilen Trailern, die als mobile Speicher dienen.

Zusätzlich dazu haben wir eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut stattfand. Für diese Studie erhielten wir eine Förderung in Höhe von 100.000 EUR vom Land Thüringen. Diese Mittel wurden für die Standortanalyse und die Untersuchung der Verwendung von Wasserstoff eingesetzt.

Welche Abnahmeregelungen haben Sie getroffen und wie einfach/schwierig war es, einen Wasserstoff-Abnahmevertrag/andere Vereinbarungen (z.B. Transport) für Ihr Projekt zu strukturieren?

Die Abnahmeregelungen für unser Wasserstoffprojekt waren eine echte Herausforderung. Es ist ein klassisches Henne-Ei-Problem. Zuerst mussten wir erhebliche Investitionen tätigen, um Wasserstoff zu produzieren. Erst dann konnten wir Gespräche über Abnahmeverträge führen, beispielsweise mit Stadtwerken und der Stahlindustrie. Tatsächlich haben wir bisher noch keine festen Verträge abgeschlossen. Dies liegt vor allem daran, dass die Verhandlungen ins Stocken geraten sind, hauptsächlich aufgrund der enormen Schwankungen der Strompreise.

Obwohl die Nachfrage nach Wasserstoff gestiegen ist, stellt der hohe Strompreis die Wirtschaftlichkeit aller Wasserstoffproduktion in Frage. Dieses Paradoxon erschwert die Verhandlungen. Darüber hinaus sind die Kosten für die erforderliche Hardware ebenfalls sehr hoch. Das sind Faktoren, die wir austarieren müssen und in den nächsten Monaten bewerten müssen.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, was passieren muss, um die Wasserstoffindustrie in Deutschland/Europa erfolgreich zu machen?

Um die Wasserstoffindustrie in Deutschland und Europa erfolgreich zu etablieren, sind meiner Meinung nach mehrere entscheidende Schritte erforderlich. Erstens ist es von größter Bedeutung, die Kosten für die Wasserstoffproduktion drastisch zu senken was insbesondere durch die Senkung der Stromerzeugungskosten und vor allem durch die Technologieentwicklung funktionieren kann. Dies würde dann dazu beitragen, Wasserstoff wettbewerbsfähiger im Europäischen und vor allem außereuropäischen Raum zu machen. Zweitens sollte die Regulatorik stark vereinfacht werden, was Genehmigungsverfahren, die finanzielle Förderung und den Netzausbau betrifft.

Drittens ist eine transparente und kostengünstige Finanzierung von großer Bedeutung. Dies umfasst wie erwähnt in meinen Augen die Bereitstellung von zinsgünstigen Darlehen und Haftungsfreistellungen unter den KfW Krediten, um das finanzielle Risiko der Projekte zu minimieren. Viertens ist die Verlässlichkeit der politischen Unterstützung von entscheidender Bedeutung. Es ist wichtig, dass Förderprogramme und rechtliche Rahmenbedingungen kontinuierlich und ohne plötzliche Änderungen aufrechterhalten werden, um Projekte nicht unerwartet unwirtschaftlich zu machen.

Schließlich sollte Grüner Wasserstoff in Deutschland, insbesondere in den Bereichen Industrie, Verkehr und Wärmeversorgung, nun tatsächlich auch verstärkt eingesetzt werden. Hierbei ist es wichtig, dass der Absatzmarkt des Wasserstoffs und damit bspw. insbesondere auch die Gemeinden als kommunale Energieversoger bei der Umstellung auf Wasserstoff weg von Erdgas unterstützt werden.

Haben Sie weitere Anmerkungen?

Deutschland verfügt über ein wertvolles Asset in Form seiner bestehenden Gasinfrastruktur, die wir optimal für die dezentrale, kommunale Energie- und Wasserstoffversorgung nutzen sollten. Wir brauchen dafür jetzt aber klare Richtlinien, um das Konzept der kommunalen Energie-Hubs verfolgen zu können und damit den Kommunen ihre eigene, vom Weltgeschehen unabhängige, sichere und beständige Energieversorgung zu ermöglichen. Genau das ist was wir da grade entwickeln und womit wir eine Blaupause für den Deutschen und den Internationalen Energiemarkt schaffen wollen. Es ist an der Zeit, Taten sprechen zu lassen und keine Zeit mit Bedenken zu verschwenden und das muss uns Entwicklern und Investoren aus dem Mittelstand die Politik jetzt möglich machen.


Dieses Interview wurde von Daniel Marhewka, Co-Head of Energy bei Fieldfisher, und Alexandra Mützelburg, Senior Corporate Associate bei Fieldfisher Deutschland, in München geführt. Wir danken Hubert Loick für die Bereitstellung seiner Erfahrungen.

 

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